Podiumsdiskussion verdeutlicht Notstand vieler Kölner Sportvereine
In der Trainerakademie an der Sporthochschule fand am 20. Mai 2016 der 2. Flüchtlingsgipfel des Sports statt, organisiert vom Stadtsportbund Köln. Auf dem Podium standen vier Vereinsvertreter, darunter Lars Görgens, der Vorsitzende der DJK Wiking, sowie Sportdezernentin Agnes Klein, der Kölner Flüchtlingskoordinator Hans Oster, der Leiter des Amtes für Wohnungswesen, Josef Ludwig, und der Vorsitzende des Sportausschusses, Peter Kron (Fotos: Stadtsportbund Köln).
Moderiert von Helmut Frangenberg vom Kölner Stadt-Anzeiger trugen zunächst die Vereinsvertreter ihre zum Teil existenziellen Nöte und Ängste vor. Scharf kritisiert wurde nicht nur die Tatsache, dass die Stadt Köln nach 18 Monaten Flüchtlingskrise immer noch auf diese Alternative der Unterbringung zurückgreifen muss, sondern auch, dass dabei nur sehr spärlich oder gar nicht mit den Vereinen kommuniziert würde. Sehr deutlich wurde auch, dass es Jahre brauchen wird, um die zerstörten Strukturen bei vielen Sportvereinen wieder aufzubauen. An eine verstärkte Integrationsleistung, die die Sportvereine jetzt leisten müssten – wozu sie auch gerne bereit wären – ist unter diesen Umständen jedoch gar nicht zu denken.
Aktuell müssen rund 3.500 der rund 13.000 in Köln weilenden Flüchtlinge in offiziell 24 Turnhallen leben. Drei weitere Turnhallen sind noch gesperrt, aber nicht belegt. Diese Art der Unterkunft ist nicht nur unwürdig für die betroffenen Menschen, sondern es handelt sich auch um eine der teuersten Arten der Unterbringung. Falls es Anfang Juni gelingt, die wöchentlichen Zuwanderungszahlen von Flüchtlingen nach Köln von aktuell 225 auf 150 pro Woche zu senken, dann könnten bis Jahresende ein paar Turnhallen frei geräumt und dem Sport zurück gegeben werden. Bezirksregierung und Innenministerium müssen dem noch zustimmen.
Unter dieser Voraussetzung ist nach Angaben von Josef Ludwig ein „Einstieg in den Ausstieg“ möglich. Die Kölner Verwaltung wird nach eigenen Angaben die Anzahl neu gebauter Wohneinheiten in diesem Jahr gegenüber Vorjahr verdoppeln. Dabei ist zu unterscheiden zwischen konventionellem und temporärem Wohnungsbau. Doch die Mühlen der Verwaltung mahlen offenkundig zu langsam. Zu Beginn der Sperrrungen war von einem vorübergehenden Zustand gesprochen worden. Nach 18 Monaten ist gerade einmal eine Leichtbauhalle in Betrieb genommen worden. Im Bonotel wurden Millionen begraben.
Die Kölner Politik zieht sich darauf zurück, dass Entscheidungen getroffen worden seien, Alternativen zu finden. Die Verwaltung zieht sich darauf zurück, dass es keine einfach verfügbaren Alternativen gäbe. Flüchtlingskoordinator Oster resümierte, dass die Beurteilung der aufkommenden Flüchtlingskrise vor eineinhalb Jahren eine allgemeine Fehleinschätzung gewesen sei. Er gab an, dass die Stadt Köln nun aber „auf einem guten Weg zu einem Plan zur Unterbringung der Flüchtlinge“ sei.
Diese Aussage zog vehement Kritik und Unverständnis nach sich. Auch auf mehrfaches Drängen ließen sich die Herren Ludwig und Oster zu keiner Aussage bewegen, bis wann die Sporthallen frühestens ihrem Zweck zurückgeführt werden könnten. Stattdessen dämpfte Josef Ludwig die Hoffnungen, dass bis nach den Sommerferien mehr als die drei jetzt leerstehenden Hallen sowie nach und nach zunächst drei weitere zurückgebaut und wieder bespielbar seien.
Besser ging es in Bonn, Leverkusen oder Düsseldorf, wo fast keine Sporthalle mehr belegt ist. In der Landeshauptstadt etwa wurden angesichts der Notlage vereinfachte Vergaberichtlinien erlassen. Die Vertreter der Stadt Köln jedoch erwecken den Eindruck, dass sie an dem für einige Sportvereine existenzbedrohenden Zustand auch mittelfristig noch immer nichts ändern können oder wollen. Der organisierte Sport machte deutlich, dass er nicht bereit ist, diese Ausflüchte länger hinzunehmen, sondern dass er den Druck auf Politik und Verwaltung weiter erhöhen werde.
Siehe dazu auch aktuelle Presseberichte.