Offene Briefe an Elisabeth Thelen

SSBK-LogoKlaus Hoffmann, Vorsitzender des Stadtsportbunds Köln, und Peter Pfeifer, Vorsitzender der Sportjugend Köln, haben am 20. April 2016 einen Offenen Brief an Elisabeth Thelen, sportpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, im Stadtrat geschrieben. Hintergrund ist Ihre Aussage in der aktuellen Ausgabe von Köln.Sport: „Auf den Punkt gebracht will die Sportjugend die Sportvereine gegen Flüchtlinge auf die Straße bringen.“ Auch Lars Görgens, der Vereinsvorsitzende der DJK Wiking, hat einen offenen Brief an Elisabeth Thelen verfasst.  Beide Briefe folgen hier im Wortlaut.

Offener Brief von Stadtsportbund Köln und Sportjugend Köln

Sehr geehrte Frau Thelen,

in einem Interview mit dem Magazin Köln.Sport, Ausgabe April, sagten Sie unter anderem „Auf den Punkt gebracht, will die Sportjugend die Sportvereine gegen Flüchtlinge auf die Straße bringen. …“

Ob Sie diese Aussage fahrlässig oder bewusst setzten, auf welche Veröffentlichungen der Sportjugend Sie diese Aussage stützen, was Sie dazu veranlasst hat, die Sportjugend derart zu diffamieren und die Sportvereine implizit als willfährig zu bezeichnen, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir empfinden Ihre Aussage als ein grobes Foulspiel. Das werden wir nicht einfach hinnehmen.

Es liegt an Ihnen das zu korrigieren und wir erwarten das auch von Ihnen. Daher erscheint uns eine öffentliche Entschuldigung hinsichtlich Ihrer Unterstellungen gegenüber unserer Sportjugend angemessen.

Mit sportlichen Grüßen aus dem Haus des Kölner Sports. 

Offener Brief von Lars Görgens, 1. Vorsitzender der DJK Wiking

Lars-Görgens

Sehr geehrte Frau Thelen,

ich möchte mich kurz vorstellen. Mein Name ist Lars Görgens. Ich bin 1. Vorsitzender der DJK Wiking Köln, einem Sportverein mit ca. 2.000 Mitgliedern im Kölner Norden rund um den sozialen Brennpunkt Chorweiler.

Entsetzt habe ich in einem Interview von Ihnen mit der Zeitung “Köln.Sport” Ihre Behauptung  gelesen, dass “die Sportjugend Köln die Sportvereine gegen Flüchtlinge auf die Straße bringen will”.

Selten habe ich eine anmaßendere Unterstellung, vor allem von einer Politikerin, zur Kenntnis nehmen müssen. Aus zwei Gründen ist Ihre Äußerung eine Frechheit und schlichtweg falsch:

1) Die Sportvereine lassen sich nicht aufhetzen, sondern treffen eigenständige, wohlüberlegte, verantwortungsvolle und gerechtfertigte Entscheidungen über ihr Handeln und Vorgehen. Aufgrund der gemeinsamen Interessenlage finden Sportvereine und die Sportjugend bei den Themen “Integration durch Sport” und Hallensperrungen zusammen.

2) In den Pressemitteilungen der Sportjugend ist mehrfach deutlich gemacht worden, dass der Sport und die Sportvereine die Flüchtlinge herzlich willkommen heißen und in hohem Maße an deren Integration mitarbeiten möchten bzw. dies, wie im Fall der DJK Wiking Köln, bereits tun.

Darüber hinaus leisten die Sportvereine bereits seit Jahrzehnten großes Engagement bei der Integration von Migranten. Dabei warten wir nicht nur, bis diese den Weg in die Sportvereine finden, sondern holen diese Menschen in oft mühsamer Arbeit “von der Straße”. Großes ehrenamtliches Engagement vieler Personen war und ist dafür notwendig und wird aus Überzeugung geleistet. Die Hallensperrungen verhindern daher nicht nur die dringende und unverzichtbare Integration von Flüchtlingen durch den Sport, sondern zwingt die Vereine förmlich dazu vor allem Kinder und Jugendliche “zurück auf die Straße zu schicken”. Besonders in sozialen Brennpunkten liegen die negativen Folgen auf der Hand.

In der DJK Wiking Köln sind derzeit 750 Kinder und Jugendliche sportlich aktiv, davon haben mehr als 50% Migrationshintergrund. Gut ausgebildete Übungsleiter, bei uns viele selbst mit Migrationshintergrund, leiten die Sportgruppen. Bewusst lässt unser Verein auf eigene Kosten Menschen mit Migrationshintergrund zu Übungsleitern ausbilden, um dadurch Menschen mit ausländischen Wurzeln und oftmals Sprachproblemen noch besser ansprechen und langfristig an den Verein binden zu können.  Diese wertvolle, jahrzehntelange Arbeit wird durch die lang anhaltenden Hallenschließungen massiv gefährdet. Viele Vereine werden zudem in Ihrer Existenz bedroht. Und Sie sprechen davon, dass Sportvereine gegen Flüchtlinge auf die Straße gehen könnten. Unfassbar!

Die Sportvereine heißen Flüchtlinge herzlich willkommen! Niemand im Sport ist gegen Flüchtlinge! Es ist absurd, dass sportliche Organisationen gegen Flüchtlinge auf die Straße gehen könnten! Mir fehlen die Worte zu Ihrem Kommentar. Ganz im Gegenteil drohen meines Erachtens nach unüberlegte und falsche Aussagen wie Ihre einen KeiI zwischen den Sport, die Sportvereine und die Flüchtlinge zu treiben.

Ich hoffe, Sie werden sich bei der Sportjugend und den Sportvereinen für Ihre Aussage entschuldigen! Zudem möchte grundsätzlich niemand Demonstrationen! Diese sollten immer eine Ultima Ratio darstellen. Das Thema wäre keines, wenn die verantwortlichen Stellen der Politik den eigentlichen Wert des Sports und der Sportvereine, vor allem auch den integrativen Wert für Migranten und Flüchtlinge, endlich erkennt, die Sporthallen wieder ihrem Zweck zuführen und die Sportvereine wieder ungehindert ihre Arbeit verrichten können. Das ist im Grunde unser dringendes und wichtiges Anliegen!

Vielleicht geben Ihnen meine Zeilen einen Einblick in die Ihnen offenbar nicht bekannte, jedoch gesellschaftlich höchst wertvolle, meist ehrenamtliche Arbeit der (Kölner) Sportvereine, vor allem auch im Bereich der Integration.

Mit freundlichen Grüßen, Lars Görgens

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